Fort IV

Definition Festungsbrunnen

Wie in allen Zeiten gehört die Frischwasserversorgung in Gebäuden, welche zum Schutz vor Belagerung errichtet wurden, zu den wichtigsten Einrichtungen. Ein Festungsbrunnen war oftmals der sowohl hinsichtlich der Erbauungszeit als auch der Errichtungskosten der aufwendigste Bauabschnitt einer Festungsanlage. Sein Bau – vor Allem in bergigen Regionen – konnte zum Teil mehrere Jahrzehnte dauern.
Der Brunnen diente – neben den Zisternen – sowohl in friedlichen Zeiten als auch in Belagerungsfällen der Festungsbesatzung und gegebenenfalls auch der dort in Kriegszeiten schutzsuchenden Zivilbevölkerung als sichere Trinkwasserquelle. Sie konnte auch im Belagerungsfall nicht „von außen“ vergiftet werden (Brunnenvergiftungen zum Beispiel durch verwesende Kadaver waren im Mittelalter ein oft angewandtes Mittel, um eine Burgbesatzung zur Aufgabe zu zwingen).
Abhängig vom Höhenabstand der Festung über dem Grundwasserstand, ist ein beträchtlicher Höhenunterschied zu überwinden, um zur nächsten ausreichend wasserführenden geologischen Schicht zu gelangen. Außerdem trat beim Brunnenbau das Problem auf, die den Brunnen von Hand in den Felsen vortreibenden Arbeiter mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen.

Ausgangslage

Da die Kölner Bucht recht flach – und damit der Grundwasserspiegel leicht zu erreichen ist – sollte die Frage der Brunnenkonstruktion – und Tiefe ermittelt werden. Ebenso interessant war die Zuleitung zu den Zisternen zu lokalisieren.
Auch hier stand der Erhaltungszustand und die Sicherheit des Gebäudes im Vordergrund, auf welchem sich das Vereinsheim des Postsportvereines befindet.

Ausführung

1. Zusammentragen der noch vorhanden Pläne aus eigenem und europaweitem Archiv.

2. Beurteilung des Grabungsvorhabens. Hier besonders: Liegt eine Einsturzgefahr vor?

3. Sicherung der Grabungsstelle durch Absperrungen und Probegrabungen zur Lokalisation des Brunnens

4. Erfassung der einzelnen Schritte des Grabungsvorganges und Dokumentation der Maßnahme in Wort und Bild.

5. Fortlaufende Korrektur der Festungspläne anhand des evaluierten Befundes.

Zunächst mussten die verrotteten Klimaschächte aus den Einbauten des 2. Weltkrieges entfernt werden, damit der Forschungsgruppen von dort keine Gefahr drohte. Dabei wurde ein Abflussrohr entdeckt, welches nach unten führt und vorsichtig zur Beurteilung mit einer Rohrkamera eröffnet.
In Folge wurde der eigentliche Brunnen gefunden und behutsam freigelegt. Hier stellte sich in 10 Meter Tiefe die Brunnenstube dar, jedoch noch nicht der Wasserspiegel. Das ursprüngliche Förderrohr war in einem schlechten Erhaltungszustand, führte jedoch immer noch durch die Decke der Brunnenstube tiefer. Dieses Förderrohr zweigt etwa 3 Meter unterhalb des Fußbodens in die Seitenwand des Brunnenschachtes ab. Daher ist davon auszugehen, dass der Pumpenschwengel war also im Gegensatz zu anderen Kölner Forts nicht über dem Brunnen an der Seitenwand, sondern an anderer Stelle im Raum angebracht war.

Da der Schacht ab gedeckelt war, ist dieser Brunnen offensichtlich in Vergessenheit geraten. Anders lässt sich jedenfalls nicht erklären, warum man im Flur im zweiten Weltkrieg einen neuen Brunnen baute.

Eine Ableitung zu den Festungszisternen konnte nicht nachgewiesen werden. Ebenso war die eigentliche Tiefe durch die zur Verfügung stehenden Mittel nicht risikolos ermittelbar. Daher wurde an dieser Stelle das Projekt beendet.

Lage der beiden Brunnen zueinander. Links hinter dem Gitter, der Brunnen mit Brunnenstube.
Lage der beiden Brunnen zueinander. Links hinter dem Gitter, der Brunnen mit Brunnenstube.
Blick in den Brunnen, auf die Brunnenstube
Blick in den Brunnen, auf die Brunnenstube

Ergebnis

Es ist keine Gefährdung des Gebäudes durch den Brunnenschacht erkennbar.
Weder die strukturelle Integrität des Schachtes ist gefährdet, noch eine Durchnässung der Gebäudesubstanz waren feststellbar.
Leider konnte der Wasserpegel nicht ermittelt werden, dazu wäre andere – umfassendere – Maßnahmen erforderlich gewesen.

Abdeckplatte des zweiten Brunnens.
Abdeckplatte des zweiten Brunnens.
Erste Untersuchung des Bodens im zweiten Brunnen.
Erste Untersuchung des Bodens im zweiten Brunnen.
Erste Untersuchung des Bodens im zweiten Brunnen.
Erste Untersuchung des Bodens im zweiten Brunnen.